„Hosenträger“

Weichenbau und „Hosenträger“

Hallo allerseits,

wie Ralf schon schrieb, wollen wir zügig die Gleise im Hauptbahnhof verlegen. Dazu gehört ein „Hosenträger“ (doppelte Gleisverbindung) in der Bahnhofseinfahrt. Weil ich alle Weichen für den neuen Anlagenteil selbst gebaut habe, wurde auch der Hosenträger ein Selbstbauprojekt. Als erstes habe ich mein CAD-System angeworfen und eine 14° Kreuzung gezeichnet. Daran habe ich dann zwei Weichen mit 7° Abzweigwinkel angeschlossen, deren Zeichnung schon fertige war – ich habe schon einige davon angefertigt und auf der Anlage verbaut. Das andere Ende der Kreuzung mündet in zwei 14° DKW, davon hatten wir die erste günstig vor einiger Zeit erworben, die zweite hatte ich als Klon der ersten schon selbst gebaut.

Hier nun die fertige Zeichnung (für größere Ansicht auf die Zeichnung klicken):

Aus der Zeichnung habe ich dann das Fräsprogramm für die Schablone entwickelt. Diese habe ich aus einer 19 mm Siebdruckplatte gefräst. Hier seht ihr diese Schablone, in die schon ein Teil der Schwellen aus kupferkaschiertem GFK (Leiterplattenmaterial FR4) eingelegt ist.

Die Schwellen fräse ich ebenfalls auf meiner CNC-Maschine, dabei erhalten sie an den passenden Stellen eingefräste Unterbrechungen, um Kurzschlüsse auszuschließen.

Eine knifflige Angelegenheit sind die Herzstücke, speziell bei Kreuzungen. Ich habe schon vor langer Zeit aufgegeben, diese aus Schienenmaterial zusammenzulöten, ich fräse sie lieber aus Messingstangen 4 x 40 mm heraus. Sie sehen zunächst etwas komisch aus, wenn aber die ganze Kreuzung lackiert ist, sieht man nur noch die blanken Schienenköpfe. Der Vorteil ist, dass alles auf Hundertstel Millimeter zusammenpasst, wenn ich richtig gezeichnet habe.

Eine weitere knifflige Angelegenheit sind die Weichenzungen und die Backenschienen. Für beide habe ich ein Fräsprogramm entwickelt, mit dem ich die Verjüngung der Zungen und die Ausfräsungen der Backenschienen herstellen kann:

Ich baue die Weichen grundsätzlich mit durchgehenden Zungen, das erspart mir die Fummelei mit den Gelenken und die Fahrzeuge rollen ruhiger über die Weichen. Damit die Zungen besser beweglich sind, fräse ich auf beiden Seiten auf ca. 18 mm Länge den Schienenfuß weg:

Auf dem Bild seht ihr auch die Lötstellen, mit denen die Schienen auf den Schwellen befestigt sind. Ich habe dafür früher Radiolot mit Kolophonium-Seele als Flussmittel verwendet. Allerdings klebt das Flussmittel eklig und lässt sich kaum entfernen. Deshalb habe ich auf Säure (Fohrmann Lötöl) als Flussmittel umgestellt, und verwende Fittings-Lot ohne Flussmittel. Fittings-Lot kommt in 3 mm Stärke und ist eine Legierung aus Zinn und Kupfer. Es ist härter als Radiolot und außerdem bleifrei. Deshalb werden die Lötstellen matt, das ist kein Zeichen von kalten Lötstellen sondern ist ein Kennzeichen von bleifreiem Lot. Zum Löten benetze ich die Lötstelle mit einem Tropfen Lötöl und nehme etwas Lot mit dem Lötkolben auf. Danach erhitze ich die Schiene mit dem Lötkolben und sobald das Zinn fließt, halte ich die Lötkolbenspitze an die Schwelle. Dabei drücke ich mit einem Schraubenzieher die Schiene auf die Schwelle.

Die nach diesen Methoden gefertigte doppelte Gleisverbindung seht ihr hier:

Und nochmal von der Unterseite:

Unter die Schwellen aus Leiterplattenmaterial habe ich mit 2-Komponentenkleber Streifen aus 1,5 mm starkem MDF geklebt, um auf die Höhe der Kunststoffschwellen der restlichen Gleise zu kommen. Die fehlenden Schwellen habe ich dann durch Streifen aus 3 mm starkem MDF ergänzt. Weil das eine einmalige Aktion war, habe ich darauf verzichtet, die Schwellen von unserem Mitglied Joachim Zapf lasern zu lassen, was er sonst dankenswerter Weise für meine Selbstbauweichen macht.

Die (fast) fertige doppelte Gleisverbindung mit den provisorisch angesteckten DKW. Das Ganze ist über 1,5 Meter lang!

Zum Schluss habe ich noch die Stellbrücken eingebaut. Diese bestehen aus gefrästem Platinenmaterial, die Kupferauflage ist in der Mitte unterbrochen und statt einer Bohrung habe ich einen Schlitz eingefräst, das erleichtert das Einfädeln des Stelldrahtes ungemein. Außerdem ist es viel leichter, die Stellbrücke später zu ersetzen, weil man sie nicht nach oben abheben muss.
Die Verbindung zu den Zungen stelle ich durch zwei entsprechend gebogene Stücke Messingdraht von 0,8 mm Durchmesser her, die an den Zungen angelötet werden.

Die Servo-Antriebe habe ich angefertigt, aber noch nicht montiert, weil sie beim Transport stören würden. Sie werden von unten an die Weichen geschraubt.

So, jetzt noch ein Bild von anderen Weichen, die ich nach dem gleichen Prinzip für die Anlage gebaut habe.

Bis demnächst!

Gruß

Christoph